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Uckermark - Einfach schön!

Zu Besuch im PLANUNGSBÜRO AVL Angermünde bei Martin Krassuski

Als die Mauer fiel, lebte und arbeitete der Ingenieur und Architekt Martin Krassuski in West-Berlin. Er machte sich auf Entdeckungsreise ins Umland und landete in der Uckermark. 1992 gründete er mit einem Partner das Planungsbüro für Architektur, Landschaftsplanung und Verkehrsplanung – kurz: ALV – in Angermünde, seit 1997 ist er dessen alleiniger Inhaber.

Als die Mauer fiel, lebte und arbeitete der Ingenieur und Architekt Martin Krassuski in West-Berlin. Er machte sich auf Entdeckungsreise ins Umland und landete in der Uckermark. 1992 gründete er mit einem Partner das Planungsbüro für Architektur, Landschaftsplanung und Verkehrsplanung – kurz: ALV – in Angermünde, seit 1997 ist er dessen alleiniger Inhaber. Das Unternehmen steht heute für hunderte, darunter viele preisgekrönte Projekte in der Region. Sanierungen von denkmalgeschützten Häusern und Kirchen stehen ebenso auf dieser Liste wie innovative Neubauten. Einen besonderen Fokus richten die Fachleute von ALV auf ökologische Aspekte und regionale Bauweisen. Außerdem kümmert sich das Planungsbüro mit fünf Angestellten und einem Netzwerk von freien Mitarbeitern und Partnern um die Entwicklung von Konzepten, Fördermittelakquise und das Management von Projekten. Martin Krassuski ist außerdem Vorsitzender des Vereins „Kulturlandschaft Uckermark e.V.“, des Fördervereins des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin.

Planungsbüro ALV
Markt 23
16278 Angermünde

www.krassuski-projektmanagement.de

Das Haus am Angermünder Markt mit der Nummer 23, den grauen Balken und dem Anstrich im warmen Terrakottaton wurde Anfang des 18. Jahrhunderts errichtet, dort waren Schuhmacher und Glaser, Kaufmann, Schlosser und ein Fotograf ansässig. Dieser Fotograf Bethmann ließ 1939 das Fachwerk freilegen und originalgetreu wiederherstellen. Mehr als 55 Jahre später konnte Martin Krassuski daran anknüpfen, als er das in der Zwischenzeit stark vernachlässigte und beschädigte Haus sanierte. Holztreppen führen ins Dachgeschoss, wo das Planungsbüro seinen Sitz hat. Dort bin ich mit Martin Krassuski verabredet.

Für die, wie es in der Urkunde heißt, „denkmalgerechte Sanierung und Nutzung“ dieses Hauses gab es 2002 einen Bundespreis. Alte Bausubstanz erhalten und beleben – wie wichtig ist das für eine Region?

Das bedeutet nicht weniger als die Geschichte, die diese Gebäude erzählen können, weiterzuführen, ihnen damit eine Zukunft zu geben. Das sind wichtige Kultur-Geschichten einer Region. Sie berichten über Bauweisen, Materialien, Handwerke, Siedlungsstrukturen, über die Menschen, die hier gelebt und gearbeitet haben. Das zu dokumentieren, daraus zu lernen, die Gebäude entsprechend instand zu setzen und an heutige Bedürfnisse anzupassen ist eine großartige Aufgabe.

Die Sie vor 33 Jahren in die Uckermark geführt hat?

Ich wollte raus aus Berlin, habe mich im Umland umgesehen und dann ging es mir so, wie vielen vor und nach mir: Ich habe mich in die Landschaft der Uckermark verliebt. Ich war auf der Suche nach einem Ort zum Leben, und als ich Poratz zum ersten Mal sah, wusste ich: Das ist es. Dort lebe ich jetzt seit 25 Jahren.

Und was hat der Architekt in der Uckermark gesehen?

Mich hat die original erhaltene Bausubstanz, der Altbestand, den ich hier vorgefunden habe, sehr gereizt. Es war sofort klar, dass hier ganz viel möglich ist. Sicher, es gab vielerorts, wie man so schön sagt, einen erheblichen Sanierungsstau. Aber eben auch erhaltene Dorfanlagen aus einem Guss, mit viel alter Substanz. Ich kannte viele westdeutsche Dörfer und Kleinstädte, deren Gesicht sich durch die Renovierungswellen in den 1960-er und 1970-er Jahren stark verändert hatte, in denen es solche Substanz schlicht nicht mehr gab.

Und Sie wollten es hier besser machen?

Ja. Nichts „totsanieren“, die Vergangenheit erlebbar machen und gleichzeitig die Gebäude und die gesamten Projekte zukunftsfähig machen – mit einer guten Energiebilanz, Nachhaltigkeit und Nutzbarkeit.

Das war eine Wahnsinnschance, die ich gern ergriffen habe – und für die damals zum Glück auch die Rahmenbedingungen geschaffen worden sind. Angermünde hat sich zum Beispiel recht schnell eine Gestaltungssatzung gegeben, die damals vielleicht auch einfacher durchsetzbar war, als es heute der Fall wäre. Dass diese Regelungen konsequent durchgesetzt wurden – ein großer Verdienst des ehemaligen Baudezernenten Lutz Köhler – hat dazu beigetragen, dass die Stadt heute so aussieht wie sie aussieht. Das sind Orte, die Menschen anziehen, die den Wunsch wecken, hier zu leben oder Urlaub zu machen. Die großartige Landschaft und in ihr Orte mit einem geschlossenen, stimmigen Bild, das macht doch den Charme dieser Region aus.

Ihre Arbeit in der Uckermark begann jedoch nicht mit Häusern…

…sondern mit Alleen und Pflasterstraßen. Gleich nachdem ich die Uckermark für mich entdeckt hatte, nahm ich für das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin eine Bestandsaufnahme vor. Wenig später hat unser neu gegründetes Planungsbüro das im Auftrag des Landes für ganz Brandenburg getan. Der Erhalt von Alleen und alten Pflasterstraßen, das war und ist immer wieder ein umstrittenes Thema. Aber sie gehören zum für diese Region so charakteristischen Landschaftsbild und ich denke, dass hier ganz besonderes Augenmaß gefragt ist.

Das erste Haus, das wir denkmalgerecht saniert haben, war der Gartzer Kanonenschuppen. Fast 500 Projekte konnten wir bisher umsetzen, eine unglaubliche Zahl. Als meine Frau Bettina, die ebenfalls Architektin ist, mit der Kirchensanierung begann, haben wir gesagt, es wäre toll, wenn es mal so viele werden, um einen Kalender damit füllen zu können. 12 also. Zwischen 50 und 60 sind es inzwischen.

Bei so vielen Projekten liegt die Frage nach Lieblingsprojekten auf der Hand. Haben Sie eins?

Jedes Projekt ist eine Herausforderung, hat seine Besonderheiten. Das Lindenquartier in Schwedt, die Freie Schule und das Quartier an der Marienkirche Angermünde, die Glambecker Mühle … Mir sind meist die Projekte die liebsten, an denen ich gerade arbeite. Die Burg Greiffenberg zum Beispiel, da ist etwas sehr Spannendes im Entstehen. Sehr am Herzen lag mir auch das Haus in der Greiffenberger Burgstraße 21, das im Auftrag des Vereins VERN zum Bildungszentrum Kulturpflanzen & Vielfalt ausgebaut werden konnte. Ein Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert mit einer historischen „Schwarzen Küche“, was wir da vorgefunden haben und schließlich in den Mittelpunkt des sanierten Hauses rückten, war einfach großartig. Ich denke, Menschen, die so ein Haus im wahrsten Sinne des Wortes erleben, erfahren viel über die Region, darüber, wie hier gelebt und gearbeitet wurde. Und unsere Art zu bauen, Material aus der Region zu verwenden, so viel wie möglich zu recyclen, uns Gedanken über die Energiebilanz und die Art der Energieerzeugung zu machen, entspricht ebenfalls einer Region wie dieser. Egal, ob es sich um öffentliche Gebäude, private oder Ferienhäuser handelt. Ich möchte respektvoll mit dem Überlieferten umgehen, daran anknüpfen und es weiterentwickeln. Das verbessert die Lebensqualität für die hier lebenden Menschen, erhält die Ortsbilder und erzählt Besuchern Geschichten – und das macht auch alle Vorhaben aufs Neue spannend.

Vor einigen Jahren gab es noch viel Leerstand. Welche Entwicklung beobachten Sie?

Es hat sich einiges verändert. Es gibt aktuell kaum noch leerstehende Häuser, die Preise sind gestiegen, auf Angermünde gibt es einen regelrechten Run. Ging es in den zurückliegenden Jahren für uns als Büro oft auch um die Akquise von Fördermitteln, um einzelne Projekte umzusetzen, haben wir es jetzt meist mit Bauherren zu tun, bei denen die Mittel vorhanden sind. Nicht selten treffen wir auf eine Vorstellung von Landleben, die eher einschlägigen Hochglanzmagazinen entspringt. In Poratz sind ungefähr 50, 60 Prozent der Häuser Zweitwohnsitze, meist von Berlinern. Oder werden als Ferienunterkünfte vermietet. Auch das macht etwas mit einem Ort. Diese Menschen bringen ihre Erfahrungen und Sichten aufs Leben mit, sie bringen Geld in die Region, es gibt Austausch. Einige pendeln, Ältere bleiben immer länger. Wichtig ist, dass auch künftig junge Menschen und Familien hier Räume finden – und das heißt Wohnungen, Häuser, Bauland, um ihre Vorstellungen verwirklichen zu können. Das ist für mich übrigens eine der größten Chancen der Uckermark: Dass sie Raum ist für Ideen, für Lebens- und Geschäftsideen. Das hat auch dazu geführt, dass Objekte in Besitz genommen, mit Leben erfüllt wurden, bei denen es jahrelang eher nach Abriss aussah. Zum Beispiel das Projekt Libken in Böckenberg, Haus Neudorf…

Wo sehen Sie sich und die Region in zehn Jahren?

Oft wird ja kritisiert, dass hier alles ein bisschen dauert. Aber eine langsame Entwicklung muss nichts Schlechtes sein. Hier gibt es kein Matterhorn als touristisches Highlight. Die Uckermark lebt davon, dass sie ein interessantes Puzzle aus vielen interessanten und wertvollen Kleinoden ist – die Landschaft, die Bauten, Kirchen, regionale Besonderheiten und Akteure. Wir haben hier die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren, die in die Zukunft weisen, Modellregion zu sein für ökologisches Bauen, Energieversorgung, Nahverkehr. Dazu braucht es Mut, eine bessere Vernetzung, mehr Angebote für junge Menschen, die Erhaltung und den Ausbau der Infrastruktur, Daseinsvorsorge, Mobilität ohne Autos… Große Aufgaben. Und ich denke, dass auch meine Frau und ich dazu noch einiges beitragen können.

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Interview geführt von Birgit Bruck

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Save the date:

Tag der Baukultur Brandenburg 2023

Weiterführende Links:

„Kulturland Brandenburg“ auf tourismus-uckermark.de

Themenjahr Baukultur leben

Tag der Baukultur Brandenburg

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