Marcel Schäfer und seine Brüder führen in der Angermünder Innenstadt zwei Geschäfte, die von den Eltern 1992 eröffnet wurden. Elektrofachhandel und -service ist die offizielle Bezeichnung für ein breites Angebot, das vom Staubsauger über die Waschmaschine bis zum modernen E-Bike reicht. Der 37-jährige Elektroniker setzt auf den guten Ruf als Familienunternehmen, das für ihn vor allem für gute Beratung und unkomplizierten Vor-Ort-Service steht. Marcel Schäfers Selbstverständnis als lebendiges Unternehmen in der historischen Altstadt geht aber weit darüber hinaus.
Schäfer – Hausgeräte & Fahrräder
Verkauf, Reparatur & Service
Marcel Schäfer
Berliner Straße 14
16278 Angermünde
www.fahrradwerkstatt-schaefer.de
Auch an diesem ruhigen Spätsommertag sind in und um Angermünde Radfahrer unterwegs, aber es ist schon ruhiger geworden. Wie immer nach den Sommerferien. Auf dem Innenhof des Ladens in der Berliner Straße steht auch die kleine Flotte gelber Fahrräder in der Mittagssonne, die noch vor ein paar Tagen wohl ausnahmslos auf den Pisten zwischen Wolletzsee, Blumberger Mühle und Grumsin unterwegs gewesen wären. Doch für Marcel Schäfer gibt es im Laden und in der Werkstatt das ganze Jahr zu tun. Jetzt führt er gern eines der Leihräder mit dem dunkelgelb lackierten Rahmen vor, mit denen es offensichtlich etwas Besonderes auf sich hat. Und er nimmt sich Zeit für ein paar Fragen.
Bleiben wir doch gleich bei den gelben Rädern. Was ist denn so besonders daran?
Die haben wir schon seit zehn Jahren im Angebot, wir hatten sie nach unseren Wünschen anfertigen lassen. Und lagen damit offensichtlich genau richtig. Das sind Räder, die leicht rollen und auf denen man entspannt sitzt. So bekommen wir bei einer Reservierung nicht selten ganz gezielt die Frage, ob ein gelbes Fahrrad da ist … Die gibt es so nicht zu kaufen, das mussten wir schon oft erklären, denn so manch einer wollte bei der Rückgabe gleich so eines haben. Für uns ein Zeichen, dass wir bei der Anschaffung richtig gelegen haben. Und da wir die Räder ständig warten und reparieren, sind sie auch schon so lange im Einsatz.
Nachhaltig und kundenfreundlich nennt man das wohl …
Nur so funktioniert es doch, wenn man an einem Standort auf lange Sicht erfolgreich sein will. Wir sind für unsere Kunden da, versuchen, ihre Wünsche zu erfüllen und bei Problemen zu helfen. Das ist unser Selbstverständnis, seit meine Eltern 1992, vor 30 Jahren, den Elektrofachhandel und -service Schäfer an diesem Standort eröffnet haben. Meine Brüder und ich setzen das in diesem Laden und einem weiteren in dieser Straße fort. Und wenn heute jemand etwas braucht oder sucht, dann heißt es oft einfach: Geh mal zu Schäfers!
1992, das ist das Jahr, in dem in Angermünde mit der Altstadtsanierung begonnen wurde, die Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen wurde gegründet. Welche Rolle spielte und spielt das für das Geschäft?
Anfang, Mitte der 1990-er Jahre war die Innenstadt stark sanierungsbedürftig, Einkaufszentren entstanden auf der grünen Wiese. Und Angermünde war noch nicht unbedingt ein Ziel für Gäste und Urlauber. Das hat sich dann alles entwickelt – für uns zum Positiven. Wir profitieren von der sanierten Altstadt, da sie Menschen anzieht und ein gutes Umfeld bietet, für Angermünder und Gäste gleichermaßen. Die Sanierungssatzung hat das geregelt – auch für die Vorderfront dieses Hauses war die Liste an Vorschriften lang. Aber deshalb sieht die Innenstadt heute so schön aus. Hier hält man sich gern auf und geht auch einkaufen. Und wo ein Unternehmen, wo ein Geschäft ist, lassen sich auch andere nieder. So ist das Angebot in den vergangenen Jahren gewachsen, verschiedene Einzelhändler und Gastronomen, Cafés, Bioläden, Restaurants… In der Rosenstraße kann ich gefühlt an zehn verschiedenen Stellen Eis essen. So eine Innenstadt funktioniert nur in der Summe der Angebote, die sich an Einheimische und Urlauber gleichermaßen richten. Wir profitieren davon, dass wir viele Stammkunden haben und natürlich auch davon, dass Angermünde längst kein weißer Fleck im Tourismus mehr ist.
Wie spiegelt sich der Einfluss des Tourismus im Angebot wider?
Wir verkaufen, verleihen und reparieren Fahrräder. Zu unseren Kunden gehören Angermünder, aber in dem Maße, wie sich der Radtourismus in der Region entwickelt hat, nahm natürlich die Nachfrage von Urlaubern zu. Der Berlin-Usedom-Radweg führt über Angermünde, bis zum Oder-Neiße-Radweg ist es nicht weit, es gibt lokale und regionale Wege für Ausflüge und Tagestouren. Der eine reist mit dem Zug an und braucht hier ein passendes Leihrad. Der andere ist auf Tour und hat eine Panne, die er nicht selbst beheben kann. Schlauch geht oft noch selbst, aber wenn es die Kette ist, dann klingelt mein Handy. Hotels und Vermieter von Ferienwohnungen wissen, dass wir helfen können. Einige haben sich auch bei uns mit einem Grundbedarf eingedeckt, damit sie Radtouristen, die bei ihnen übernachten, sozusagen Erste Hilfe leisten können. Das funktioniert gut. Dass die touristische Nachfrage gestiegen ist, merke ich auch, wenn ich einen Defekt am Rad nicht sofort beheben kann und helfen will, eine Übernachtung zu finden. Im Sommer ist das schwierig.
Urlauber kaufen aber nicht unbedingt Hausgeräte …
Doch. Wir verkaufen auch an Gäste Kühlschränke, Fernseher und Waschmaschinen. Wer hier war und gut beraten wurde, der kauft auch. Dazu kommen Menschen, die in Angermünde zum Beispiel einen Garten übernehmen, die brauchen auch einiges und sie kommen dann zu uns. Wir profitieren davon, dass wir empfohlen werden und dass die Menschen einen Ansprechpartner und den Service vor Ort wollen. Auch jüngere Menschen und auch in Zeiten des Online-Handels. Man kennt sich und wenn man etwas braucht oder es ein Problem gibt, kommt man eben schnell vorbei.
Nochmal zum Thema Radtourismus. Die gelben Räder sind noch immer gefragt, aber geht der Trend hier nicht immer mehr zu Zweirädern mit Motorunterstützung?
Ja, diese Nachfrage wächst und auch darauf stellen wir uns ein. Schon vor zehn Jahren hatten wir E-Bikes im Verleih und waren damit in unserer Region wahrscheinlich mit die ersten. Auch diese Bikes funktionieren übrigens immer noch und werden gern gebucht. Hochwertige Räder in der Anschaffung und gute Pflege machen das möglich. Gerade haben wir neue E-Bikes angeschafft. Diesmal welche, die auch auf dem Markt erhältlich sind, so dass ein zufriedener Kunde nach dem Ausleihen auch gern ein identisches Modell kaufen kann. Seit 2020 habe ich auch ein elektrisches Lastenrad hier. Das hat hier noch eine gewisse Alleinstellung. Meine Familie mit zwei Kindern hat es für eine Woche komplett als Autoersatz benutzt. Das hat funktioniert und das fällt natürlich auf, wenn ich mit so einem Rad unterwegs bin. Nun ist so ein Bike nicht billig, ich denke, Interesse und Nachfrage werden sich langsam entwickeln. Je mehr man es sieht, desto größer wird die Neugier. Da passt es auch, dass wir seit diesem Sommer Partner sind für ein Angebot von Humboldt Tours Berlin in Kooperation mit dem Tourismusverein Angermünde, bei dem man mit dem E-Cargobike die Uckermark entdecken kann.
Mehr zu diesem Angebot unter:
https://www.angermuende-tourismus.de/highlights/rad/mit-dem-e-cargobike-durch-die-uckermark.html
Denn so etwas ist nicht nur ein tolles Angebot, das, wie ich finde, dieser Region gut entspricht, es trägt auch dazu bei, Neues bekannter zu machen. Gleichzeitig sind wir Bestandteil des damit verbundenen touristischen Marketings. Aber: Das sind zwar neue Produkte, neue Angebote, doch unser Grundsatz, vor allem ein verlässlicher Anbieter vor Ort zu sein, ändert sich dadurch nicht.
Auch ein Stück Imagepflege für die Region. Denn diesen Eindruck nehmen zufriedene Kunden und Gäste ja mit nach Hause.
Ja, das merken wir auf unterschiedliche Weise. Da gibt es auch immer wieder besondere Begegnungen und Rückmeldungen von Urlaubern. Wir hatten Gäste aus Australien, die waren drei- oder viermal hier. Eine ältere Französin kam auch mehrere Jahre, hat sich immer ein Rad geliehen und wollte jedes Mal ein bestimmtes Modell. Und einmal auch ein Kabel einer alten Waschmaschine. Einige schreiben uns Postkarten, wenn sie wieder zu Hause sind. Wir freuen uns, wenn wir zu den schönen Urlaubs-Erinnerungen von Menschen gehören.
Ein Blick in die Zukunft: Gehen Menschen in zehn Jahren noch zu „Schäfers“?
Das hoffe ich doch. Wir sind ein Familienbetrieb, meine Brüder und ich sind heute zwischen 37 und 45, wir haben Kinder, die zwischen drei und acht Jahre alt sind. In gut zehn Jahren steht also schon fast die Entscheidung an, ob es uns als Familienbetrieb weiterhin geben wird. Die Kinder werden das frei entscheiden können. Und da wünsche ich mir einfach, dass die Bedingungen so sind, dass sie das wollen, dass es sich lohnt. Egal, was gefragt sein wird, wie die konkreten Angebote sich entwickeln. Hier in der Innenstadt, am Standort unserer Läden, gab es schon vor über 100 Jahren Geschäfte. Es wäre gut, wenn das weiterhin so ist. Junge Menschen bleiben hier oder kommen hierher, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Da gehört einiges dazu. Aktuell macht mir die Gesundheitsversorgung, die Verfügbarkeit von Ärzten, Sorgen. Ich wünsche mir, dass Angermünde auch künftig für alle Altersgruppen eine Stadt ist, in der man gut arbeiten, wohnen und leben kann. Die eine lebendige Innenstadt hat. Davon profitieren die Menschen, die hier leben und auch Touristen.
Interview geführt von Birgit Bruck
4 Antworten
Wir werden & haben Schäfers bereits empfohlen .
Mit freundlichen Grüßen und weiter gutes Gelingen
Herberge „Zum Kirschbaum“ Greiffenberg
Familie Machei
Klasse 🙂
Ich wohne seit 13 Jahren in Angermünde und kann dieses Geschäft nur empfehlen. Marcel Schäfer zeichnet sich durch Kompetenz und Kundenfreundlichkeit aus. Wenn mich auch eine Panne an meinem Rad verzweifeln lässt, dann weis ich, das mir dort immer geholfen wird. Schäfer´s, sowohl die ältere Generation, als auch die jungen Leute sind Kaufleute vom alten Schlag wo Ehrlichkeit noch zum Handwerk dazu gehören. Das ist heute leider nicht immer selbstverständlich, dafür ein herzliches Dankeschön.
Vielen Dank für das Kommentar!