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Zu Besuch bei Rico Klimmek in der MOSTEREI KLIMMEK in Angermünde

2018 übergab Heinz Klimmek das Geschäft an Enkel Rico, der mit dem Familienbetrieb auf- und in ihn hineingewachsen ist. Mit drei Festangestellten und mit Saisonkräften werden hier heute rund 20 Sorten Saft und Nektar, ein Apfelwein und seit einiger Zeit auch ein Sortiment an Cocktails in Viertelliterfläschchen produziert.

Seit 40 Jahren wird in Sternfelde Saft gepresst. Heinz Klimmek, gelernter Bäcker, KFZ-Elektriker und Kraftfahrer, hatte nach einer Geschäftsidee für das im Familienbesitz befindliche Grundstück bei Angermünde gesucht – und sie mit der Errichtung einer Mosterei gefunden. Das kleine Unternehmen etablierte sich schnell. Fünf Tonnen Äpfel konnten hier am Tag verarbeitet werden, wobei die Kapazität vor allem durch fehlende Flaschen, Maschinen und Ersatzteile begrenzt wurde. Bis zur Wende, dann lockten erst einmal Säfte mit werbekannten Namen und bunten Etiketten. Doch bald waren die Kunden zurück in „ihrer“ Mosterei, die, so der unaufgeregt-treffende Slogan, „Das Beste aus der Frucht“ holt. Und das, da war man sich dann doch schnell wieder einig, schmeckt man einfach.

Mosterei Klimmek
Parkweg 4
16278 Angermünde / OT Sternfelde

www.mosterei-klimmek.de

2018 übergab Heinz Klimmek das Geschäft an Enkel Rico, der mit dem Familienbetrieb auf- und in ihn hineingewachsen ist. Mit drei Festangestellten und mit Saisonkräften werden hier heute rund 20 Sorten Saft und Nektar, ein Apfelwein und seit einiger Zeit auch ein Sortiment an Cocktails in Viertelliterfläschchen produziert. Im Sommer ist die mobile Mosterei unterwegs. Der Name Klimmek ist längst ein Markenzeichen, wenn es um Produkte made in Uckermark geht.

Eigentlich wollte ich dieses Gespräch schon im Sommer führen, aber das war ein ungünstiger Moment. Sorry, keine Zeit, hatte Rico Klimmek damals gesagt, Hochsaison in der Produktion. Vor ein paar Wochen auf dem Gänsemarkt in Angermünde gab´s bei ihm am Stand dann einen Glühwein und die Zusage. Im Januar, ja, da ginge es. Jetzt werden hier gerade Flaschen abgefüllt, der Hofladen hat drei Tage in der Woche für ein paar Stunden auf, der Ausschankwagen, mit dem der 34-jährige gelernte Tourismuskaufmann zu Festen und auf Märkte fährt, ruht jetzt unter den nassen Resten des Schnees von vorgestern. Die Tür öffnet mir Heinz Klimmek, Jahrgang 1939, der vor 40 Jahren hier den allerersten Saft produzierte. Und er beantwortet auch die ersten Fragen.

Herr Klimmek, warum hatten Sie damals ausgerechnet die Idee mit der Mosterei?

Weil es hier keine gab. Ringsum viele Kleingärten, in und um Schwedt zum Beispiel. Die nächsten Möglichkeiten, aus Obst und den Beeren Saft machen zu lassen, gab es in Penkun im Norden und Bernau am Berliner Stadtrand. Oder in Werneuchen. Hier gab es nichts. Deshalb hat man uns damals das Kleinunternehmen genehmigt. Wir haben ja auch Krankenhäuser, Kindergärten, Altersheime beliefert und hatten auch die ersten Kunden in der Gastronomie – das Hotel „Haus Chorin“ zum Beispiel. So ein Privatbetrieb war ja eigentlich nicht vorgesehen in der Planwirtschaft. Das merkten wir dann auch, wenn es um Technik und Flaschen ging, das wurde den volkseigenen Betrieben und den Produktionsgenossenschaften zugeteilt, dann erst kamen wir. Unseren Kunden haben wir gesagt, ihr müsst nicht nur Äpfel bringen, sondern auch Flaschen. Das haben sie gemacht. So fing es an.  

Mit Säften, die man heute als „regionale Produkte“ bezeichnen würde …

Ja, ausschließlich. Wir haben Rhabarber, Johannisbeeren, Äpfel, Birnen, Quitten verarbeitet, was eben so wächst ringsum. Wer abliefert, bekommt ein Kontigent an Saft, das muss er nicht mit einem Mal mitnehmen. An diesem Prinzip hat sich bis heute nichts geändert. Und unsere Kunden schätzen das. Sie wissen, was sie bei uns bekommen. Ich nenne es die Ehrlichkeit des Produktes und auch der Produzenten, da wächst Vertrauen. Es hat auch nie irgendwelche Beanstandungen gegeben. Ich denke, das hat viele Leute auch veranlasst, zu uns und unseren Säften zurückzukehren, nachdem sie nach der Einführung der D-Mark erst einmal den bunten Etiketten gefolgt sind. Damals mussten wir Saft zukaufen, um die Durststrecke für unsere Mosterei zu überwinden. Aber es gab recht schnell ein Umdenken. Heute geht es ja vor allem um Bio, regional, am besten vom eigenen Baum, wo man genau weiß, was in der Flasche landet. Man sagt ja immer, der Name bürgt für Qualität. So konnten wir uns als kleiner Familienbetrieb behaupten. Und 2018 hat dann mein Enkel Rico die Mosterei übernommen.

Rico Klimmek, stand für Sie fest, dass Sie hier einsteigen werden?

Ja, das wollte ich. Ich kenne das hier alles von klein auf und lebe gern in der Uckermark. Ich habe eine kaufmännische Ausbildung gemacht, zwei Jahre in Berlin in einer WG gelebt und bin dann zurückgekommen. Die Großstadt war auf Dauer keine Option für mich. Und wenn man dorthin will – es ist ja nicht weit.

Sie sind 1989 geboren und hier aufgewachsen. Welche Veränderungen haben Sie in der Region beobachtet?

Es hat sich viel getan, auch und vor allem im Tourismus. Es kommen viele Gäste, die hier Radfahren, Wandern, in der Natur unterwegs sind, sich die Orte anschauen. Ich wohne in Angermünde in einem der denkmalgeschützten Häuser in der historischen Altstadt. An der roten Infotafel stehen oft Urlauber.

Wirkt sich diese Entwicklung auf Ihr Unternehmen aus?

Ja. Zum Beispiel darin, dass unsere Kunden längst nicht mehr nur aus der Uckermark kommen. Menschen machen hier Urlaub, haben Ferienwohnungen oder Zweitwohnsitze. Und die kaufen ein, gehen essen, wollen regionale Produkte. Wir haben zum Beispiel Kunden aus Berlin, Stammkunden, die ihr Obst von einer Streuobstwiese in Strausberg bei uns verarbeiten lassen. Unsere Säfte gibt es in Restaurants und Cafés, im Öko-Dorf Brodowin, im Regionalladen und in der Touristinformation Angermünde, bei Q-Regio, bei Globus Naturkost Eberswalde… Vermieter von Ferienwohnungen bieten unsere Produkte an, oder beim Frühstück in einer Pension – den Gästen schmeckt es, sie fragen und werden zu uns geschickt. Es gibt Urlauber, die vor ihrer Abreise richtige Rundtouren zu verschiedenen Anbietern machen und in den Hofläden einkaufen – Hemme-Milch, Gut Kerkow, bei uns. Klimmek-Saft, das ist der Saft von hier.

Mit dem Ausschankwagen fahren wir zu Messen wie die Schwedter Inkontakt oder zu Dorffesten und andere Feiern. Dort treffen wir sowohl auf Einheimische als auch auf Urlauber. Sie kosten unsere Produkte, man kommt ins Gespräch, kann Fragen beantworten. Dasselbe gilt auch, wenn wir mit unserer mobilen Mosterei unterwegs sind – da wird immer auch geredet und die Menschen sehen, was wir aus dem gesammelten Obst machen. An der Kita in Casekow wird sogar ein Apfelkönig gewählt. Das ist ein Marketing, das sehr in unserem Sinne ist. Man findet uns auch auf den bekannten Tourismusplattformen und wir sind Station des neuen Grumsiner Genusswanderwegs, der Kulinarisches, Kunst und Natur verbindet. Auch wenn die Wanderer auf dem Weg wahrscheinlich hier nicht so viel kaufen werden – sie werden auf uns aufmerksam und vielleicht schauen sie später noch einmal vorbei oder achten irgendwo im Laden auf unser Etikett.

Wie präsent sind Sie denn im Einzelhandel?

Für kleine Unternehmen wie uns ist es schwer, bei den großen Ketten reinzukommen. Bei REWE und Edeka habe ich es geschafft. Ich würde mir viel mehr regionale Ecken in Supermärkten wünschen. Das würde auch dem gestiegenen Wunsch der Kunden nach diesen Produkten entsprechen.

Wenn die Nachfrage nach regionalen Produkten steigt – wollen Sie den Betrieb erweitern?

Wir produzieren derzeit pro Jahr rund 400.000 0,7 l Flaschen. Ich möchte den Betrieb vor allem stabilisieren, nicht vergrößern. Da wir mit Naturprodukten arbeiten, gibt es immer Schwankungen. In schlechten Jahren, wenn es Frost während der Blüte gab oder später zu wenig Wasser, gibt es wenig Obst. Dann haben wir eine geringere Auslastung, können weniger produzieren, haben aber Kosten. Das muss man ausgleichen können. Deshalb möchte ich das Unternehmen breiter aufstellen und setze auf mehrere Standbeine: Auf die Produktion vor Ort, die mobile Mosterei und den Ausschankwagen. Ich würde gern den Hofladen an die Produktion angliedern, eine „gläserne Mosterei“ einrichten, wo die Kunden gucken können und am Ende das gewünschte Produkt kaufen. Dazu müssten wir noch einmal bauen, das ist noch ein bisschen Zukunftsmusik. Wir haben jetzt eine neue Produktionsstrecke für die Abfüllung der Cocktails in 0,25l-Flaschen. Und ich werde ein Online-Angebot aufbauen, den Versand als Ergänzung zum Direktverkauf. Ansonsten gucke ich immer, wenn ich unterwegs bin, wie es andere machen. Was bieten sie an und wie sehen zum Beispiel die Etiketten aus. Auch wenn die Situation insgesamt nicht einfacher geworden ist, sehe ich doch optimistisch in die Zukunft.

Bei 20 Sorten Saft und Nektar – welchen trinken Sie denn am liebsten?

Den Klassiker: mit Wasser verdünnten Apfelsaft.

Interview geführt von Birgit Bruck

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